Tribuna Ospiti - Il quadro è mutato

2017

Delenda Quadrato o Blue Camping, 2015, Serie mit 6 Fotografien
Tribuna Ospiti - Il quadro è mutato, 2017, 18 / (33) -teilige Serie, Text auf Papier + Digital Fotoprint,
4 Papiertütenskulpturen,
4 Absperrständer, blaues Tauwerk, Schriftzug


     
 


Tribuna Ospiti - Il quadro è mutato_Zwinger Galerie, Berlin 2017/ 2018


Tribuna ospiti - Il quadro è mutato
Wir sind zu Gast in einer von Sümpfen befreiten Landschaft zwischen Rom und Neapel. Das Modernisierungsprojekt, Jahrhunderte lang erträumt und schließlich mit Strategien und Mitteln der Kriegsführung in den1930er Jahren von Mussolini umgesetzt, ist noch unvollendet. Gespenster des zuvor Gebändigten, Verdrängten, Unheimlichen, Sonderbaren und neuere der Ausbeutung lauern unter und über der gestalteten Oberfläche. Aus einer Perspektive des Filmischen werden die künstlichen Landschaften, die konstruierten Städte und ihre Bewohner in der Ausstellung zu Protagonisten.Tribuna Ospiti Gasttribüne. Il quadro è mutato das Quadrat hat sich verändert, das Blatt hat sich gewendet.

Die  Arbeit versteht sich als ein komplexes mediales Spiel möglicher Landschaftsdarstellungen mit einer persönlichen Perspektive zwischen sichtbaren Objekten und Materialitäten und unsichtbaren Vernetzungen und Zusammenhängen. Großformatige Landschaftsfotografien zeigen Blicke, die vergleichbar mit den Veduten-Radierungen der »Römischen Ansichten« von Joseph Anton Koch sowohl Schönheiten als auch alltägliche Merkwürdigkeiten als ein »Überschuss an Realität«  und als räumlicher Ausdruck einer modernen, rationalem ökonomischem Kalkül unterworfenen Lebenswelt mit einschließen. Die Tütenskulpturen sind mit comicartigen Aquarellzeichnungen imprägniert und agieren als Displays für Straßenszenen in der Provinz, die an Filmbilder italienischer Stadtlandschaften der 1960er Jahre erinnern. (Michelangelo Antonioni: Il deserto rosso). Mit Absperrständern und blauem Tauwerk markiert das Quadrat einen Bestandteil des Ursprungsmythos der neuen Städte als Teil einer Matrix zwischen abstrahierenden Ordnungsstrukturen und entropischen Kräften der Natur. Ausgehend von der aktuellen Web-TV-Serie La Banda della Migliara (2015), ihrer narrativen Struktur, ihrer Protagonisten und ihrer idiomatischen Sprechweisen entfaltet sich in den magazinartigen Text-Bild-Kombinationen die Vorstellung einer körperlichen Einschreibung der Landschaft, ihrer Geschichte, Gegenwart und Zukunft.


Tribuna Ospiti - Il quadro è mutato
We are invited to a landscape liberated from swamps between Rome and Naples. The modernization project, a dream for centuries, implemented by Mussolini in the 1930s with strategies and means of warfare, is still unfinished. Ghosts of the previously tamed, of the repressed, of the eerie and of the weird and newer ones of exploitation lurk beneath and above the designed surface. From a cinematic perspective the artificial landscapes, the planned cities and their inhabitants become the protagonists of the exhibition. Tribuna Ospiti Gueststand. Il quadro è mutato the square has changed, the tables have been turned.

The work creates a complex medial play of possible landscape representations with a personal point of view inbetween visible objects and materialities and invisible networks and connections. Large-format landscape photographs show vistas that are comparable to vedute etchings like the »Roman Views« by Joseph Anton Koch, including beauties and everyday oddities as an »excess of reality« and also as a spatial expression of a modern, rational economic calculated environment.The paper bag sculptures are impregnated with comic-like watercolor paintings and act as displays for street scenes in the province reminiscent of film images of Italian urban landscapes of the 1960s. (Michelangelo Antonioni: Il deserto rosso). With barrier posts and blue ropes the square marks part of the origin myth of the new cities as a matrix between artificial structures and entropic natural forces. Based on the current web TV series La Banda della Migliara (2015), the narrative, the protagonists and their ideomatic ways of speaking the magazine-like text-image combinations unfold an idea of a bodily inscription of the landscape, its history, its present and its future.


mit freundlicher Unterstützung der Deutschen Akademie Rom, Villa Massimo